Tuesday, July 31, 2007

Huayna Potosi


Erst sah es so aus, als wuerde ich allein mit meinem Guide auf den 6088m hohen Huayna Potosi klettern. Doch nun, in letzter Minute, gesellt sich noch eine weitere Deutsche zu mir. Sie ist ein wenig zerstreut. Wir sind noch im Buero der Reiseagentur, aber sie hat nicht mal ihren Rucksack mit und hat auch keine Ahnung, wie kalt es da oben, bei Nacht werden kann. Ich denke mir "oje, das kann ja heiter werden. Hoffentlich ist sie nur akklimatisiert genug, um nach oben zu kommen." So wirklich hat sie sich auch keine Gedanken gemacht, hauptsache mal einen Berg in der Gegend besteigen. In dem Moment haette ich doch lieber den Guide fuer mich allein genommen und auf weitere Gesellschaft verzichtet.


Anderthalb Stunden fahren wir erstmal aus der Stadt in Richtung Berg. Auf 4500m Hoehe dann ist der Pass erreicht. Von hier geht es nur noch zu Fuss weiter. Zunaechst ist der Fussweg recht gut, spaeter jedoch geht es dann ueber Geroell. Wir muessen oefters Pause machen, weil la chica schon hier Probleme mit der Hoehe hat. Der Guide meint nur zu mir, dass wir am naechsten Tag sehr frueh aufstehen muessen um den Gipfel rechtzeitig zu erreichen. Zu lange duerfen wir uns zudem tagsueber nicht im Schnee aufhalten, da die Sonne in der Hoehe sehr stark ist und somit den Schnee recht schnell auftaut. Da die Steigeisen keine Anti-Stoll-Platten haben, kann sich dann darunter schnell jede Menge Schnee ansammeln und dann ist das Laufen im Schnee nicht mehr ganz sicher und eher beschwerlich. Ich hoffe nur, dass ich trotzdem irgendwie hochkomme. Haette nicht gedacht, dass die Leute so leichtfertig mit der Hoehe umgehen. Ich hab mich extra laenger weiter oben aufgehalten um fit genug zu sein um den Berg ohne Probleme zu besteigen. Es waere nur zu dumm, wenn ich jetzt nicht hoch kommen wuerde, weil wir wegen ihr umkehren muessten.



Auf 5150m Hoehe haben wir unser Basislager, eine einfache Huette erreicht. Hier tummeln sich schon eine Menge anderer Touristen, die auch auf den Berg wollen. Einige von denen haben auch die Hoehe ein bisschen unterschaetzt und muessen mit "soroche", der leichten Hoehenkrankheit kaempfen.

Am naechsten Morgen, bzw. mitten in der Nacht werden wir geweckt. Wir ziehen alles an, was wir haben und ziehen dann puenktlich um zwei Uhr Richtung Gipfel. Die meiste Zeit ist der Weg einfaches Gehgelaende. Meine Begleiterin hat zwar (vermutlich wegen der Hoehe und der fehlenden Akklimatisation) nicht geschlafen, macht aber einen ganz fitten Eindruck. Wir kommen ganz zuegig voran und ich bekomme langsam Zuversicht, dass wir doch gemeinsam hoch kommen.



Nach einigen Stunden werden wir immer langsamer. Immer wieder muessen wir Pause wegen der chica machen. Sie ist voellig erschoepft und vor uns sind noch 300 nicht all zu leichte Hoehenmeter zu ueberwinden. Ich bekomme das Gefuehl, dass bei ihr der Akku voellig leer ist. Auch der Guide meint, dass es so keinen Sinn hat. Sie muss ja immerhin noch wieder runter und er hat am Ende kein Bock sie dann zu tragen. Zum Glueck ist hinter uns noch eine andere Gruppe, der ich mich anschliessen kann. Der Guide bringt sie also runter und ich mach mich mit der anderen Gruppe weiter.



Aber auch in der Gruppe hat es einen, der schon ziemlich am Ende ist. Nach einer halben Stunde sieht es fast so aus, dass wir umdrehen muessten. Der Kanadier kann fast nicht mehr und der Deutsche in der Gruppe mag ihn nicht mehr weiter ziehen. Ich denke mir nur, dass kann doch nicht wahr sein. Wir haetten den Kanadier gleich mit der chica nach unten schicken sollen. Er hat jedoch nicht mit Hoehenkrankheit zu kaempfen, sondern ist einfach nur erschoepft.

Der Guide stellt ihn nun vor die Wahl, entweder zwei Stunden auf unsere Rueckkehr vom Gipfel zu warten oder weiter zu laufen. Da es ihm doch zu kalt ist, auf den Sonnenaufgang zu warten, kommt er doch mit - solange, bis uns eine Gruppe entgegenkommen wuerde, der er sich anschliessen koenne. Dies scheint wohl die rechte Motivation gewesen zu sein. Wir kommen zwar langsam, aber voran. Nur noch ein kurzes Steilstueck und ein bisschen ueber den Grat und wir haben es endlich geschafft. Kurz nach einem herrlichen Sonnenaufgang befinden wir uns auf dem Gipfel.



Die Aussicht ist der Wahnsinn und ich habe den Kampf bis nach oben mittlerweile vergessen. Wir koennen ueber die gesamte Cordilliera Real bis hin zum Illampu und zum Ancohuma sehen. Auf der anderen Seite ist am Horizont der Illimani zu sehen. Auch ist wieder der Titicacasee sichtbar. Doch am beeindruckendsten finde ich, wie im Osten die Berge in den Urwald "wegbrechen". Vom Urwald selber ist jedoch nichts zu sehen, da er komplett von Wolken eingehuellt ist.

1 comment:

Jochen said...

Lieber Lutz,
da warst Du aber schnell oben und wieder zurück. Ich bin schon auf Deinen Bericht gespannt :-)
Und weiterhin eine gute Reise wünscht Dir
Daddy