Tuesday, June 19, 2007

Colca-Canyon II



Zunaechst geht es von Arequipa nach Cabanaconde im Colca-Canyon. Von Chivay, dem Ausgangspunkt, von dem Papi und ich den Canyon das erste Mal bestaunen durften, braucht man nochmal 2 Stunden mit dem Lokal-Bus um nach Cabanconde zu kommen. Von hier aus geht es dann nur noch zu Fuss weiter. Ich nehme mir am Abend ein Zimmer in der Stadt. Zunaechst glaubte ich das Zimmer fuer mich allein zu haben. Doch der Hotelbesitzer fragte mich noch, ob ich nicht etwas dagegen haette das Zimmer mit einer weiteren Person zu teilen. Gegen ein wenig Gesellschaft habe ich natuerlich nichts und bekomme so am Abend noch Gesellschaft von einer netten Israelin. Die Nacht geht bei weitem nicht ruhig rum. Es gibt in dem Ort noch irgendein Fest bis tief in die Nacht hinein und die Haeusser hier sind nicht gerade schall-isoliert.



1.Tag

Nach einem gemeinsamen Fruehstueck am naechsten Tag verabschieden wir uns. Sie geht den Standard-Touristenpfad nach Sangalle im Colca-Canyon runter (eine 2-Tages-Tour in den Canyon hinunter zu einer Oase und wieder zurueck) und ich begebe mich weiter Richtung Westen in den Canyon hinein. Zunaechst geht an Terrassen und einer Menge Kuehe immer weiter den Canyon hinunter. Mit der Zeit schwinden die Terrassen und ich befinde mich in einer Grass- und Kakteen-Landschaft.


Nach mehreren Stunden Abstieg erreiche ich dann endlich den Fluss. Der Fluss liegt nur noch auf 1800m Hoehe. Cabanaconde liegt auf 3300m. Doch vor mir liegt noch ein weit groesserer Aufstieg bevor. Ich mache mir am Fluss noch ein wenig zu Essen und beobachte ein paar Voegel (laut LP muessten das torrent ducks gewesen sein) wie sie durch die weissen Fluten des Flusses tauchen.

Nachdem ich meine Wasserreserven wieder aufgefuellt habe begebe ich mich zu meinem ersten Lager, 500m ueber dem Colca-Fluss.


2. Tag


Heute ist der erste Tag eines langen Aufstiegs. Es geht in einem Seitental des Canyons 1200m bergauf bis nach Miña, dem letzten Ort vor dem Pass. Doch zunaechst muss ich erstmal nach Choco kommen, einem Dorf, das von meinem Lager eigentlich nur eine Stunde entfernt sein duerfte. Ich begebe mich frueh los um noch vor Einbruch der Dunkelheit in Miña zu sein. Doch ich komme nicht wirklich schnell voran. Der Weg ist recht schmal. Zu schmal fuer die Esel, die an mir vorbei sollen. Immer wieder muss ich wieder zurueck zu einer Ausweichstelle, so dass die Eseltreiber ihre Esel an mir vorbeischeuchen koennen. Das ist nicht ganz so einfach. Die Tierchen scheinen vor mir teilsweise so viel Angst zu haben, dass sie lieber wieder zurueck wollen. Aus der Stunde nach Choco werden dann 2.5 Stunden. In Choco kaufe ich noch etwas Milch und ne Inka-Kola und steige weiter das Tal auf.


Nach einigen Stunden wird das Tal immer enger und ich bin oefters gezwungen, den Bach zu ueberqueren. Das Tal aehnelt nun immer mehr einer Schlucht. Gegen Abend erreiche ich dann endlich Miña. In diesem Dorf leben zum groessten Teil Minenarbeiter, die aus den Berg versuchen Gold abzubauen. Die Menschen hier sind sehr freundlich und wollen einem immer die Hand schuetteln. Europaeer werden hier nur noch selten gesehen. Ich schlage mein Zelt im Zentrum des Dorfes auf. Ein paar Kinder helfen mir dabei und wollen, dass ich Photos von ihnen mache. Woanders wueden sie dafuer Geld haben wollen. Hier wollen sie nur photographiert werden.

3. Tag


Der letzte Tag war ziemlich anstrengend. Bin den schweren Rucksack noch nicht so gewoehnt, den ich schleppen muss und gestern nur mit Muehe bis nach Miña gekommen. Ich beschliesse daher die naechste Etappe in zwei Teile aufzuspalten. Das heisst noch einmal ein Lager im Canyon am Rio Achacota aufzuschlagen. Das hat den Vorteil einen Tag mehr zur Akklimatisierung zu haben und jeweils nur 700 Hoehenmeter am Tag zurueck legen zu muessen.




Von Miña geht es nun weiter bergauf. Ich verlasse das Tal in dem den letzten Tag aufgestiegen bin. Es geht vorbei an bluehenden Kakteen und mit jedem Hoehenmeter wird die Aussicht besser. So langsam verschwinden die Kakteen und es gibt nur noch Grassbueschel. Nach vier Stunden bin ich dann ueber den Kamm und sehe das Tal vom Rio Achacota in dem ich die naechste Nacht verbringen werde.

Es ist erst zwei Uhr und ich bin schon an meinem Lager angekommen. Es wird wohl heute ein recht gemuetlicher Tag, den ich bis Sonnenuntergang mit Kochen und Futtern verbringe.

4. Tag



Heute geht es dann endlich aus dem Canyon heraus. Ich hatte gestern frueh noch mir einen Guide besorgt, der mich ueber den Kamm begleiten soll. Doch die scheinen es hier mit der Uhrzeit nicht wirklich so zu haben. Um acht Uhr wollte er am Fluss sein. Ich baue in Ruhe mein Zelt ab, mache mir noch was zu essen. Es ist 8:30 und vom guia keine Spur. Langsamen Schrittes mache ich mich auf den Weg in der Hoffnung mein Guide holt mich noch ein, immer wieder schaue ich zurueck, doch vom Guide keine Spur. Also muss es dann am Ende doch ohne gehen. Die Aussicht wird immer phenomenaler. Die Luft dafuer um so knapper. Ich versuche so langsam wie moeglich zu laufen um nicht aus der Puste zu kommen. Nach einigen Stunden ist der Pass dann langsam in Sicht. Jetzt ist es nicht mehr weit. Immer wieder muss ich stehen bleiben um nach Luft zu schnappen, doch dann habe ich es endlich geschafft. Ich habe den Pass erreicht. Bis auf ein bisschen zu wenig Luft spuere ich keine Anzeichen von Hoehenkrankheit. Mache noch schnell ein paar Fotos und verlasse dann endgueltig den Canyon. Die Wolken ueber mir ziehen sich langsam zusammen. Hoffentlich wird es kein Regen geben. Doch das Wetter bleibt stabil. Nach 500m Abstieg habe ich dann mein Lager erreicht, ein nettes Plaetzchen auf 4600m Hoehe mit einer Menge grassender Lamas.

5. Tag

Nach einem langen Aufstieg folgt nun ein langer Abstieg. Die Aussicht in das naechste Tal ist wieder der Wahnsinn. Gestern hab ich vom Pass noch Cabanaconde, den Ort von dem ich aus gestartet bin gesehen und heute sehe ich Chachas und seine Terrassen und dahinter das Tal der Vulkane und Andagua, dem Ort den ich morgen Abend erreichen moechte. Dahinter befindet sich wieder eine Gebirgskette mit dem Nevado Coropuna, dem hoechsten Gipfel im suedlichen Peru.

Nach stundenlangen Abstiegs naehere ich mich langsam meinem Ziel. Doch muss ich wohl weiter oben etwas falsch abgebogen sein, so dass ich in einem Nachbardorf gelandet bin. Ueber eine Landstrasse erreiche ich dann doch Chachas. Was ich nicht gewusst habe: Es gibt eine Busverbindung nach Andagua. Und ich habe den Bus um eine halbe Stunde verpasst.

Ich quattiere mich in dem einzigen "Hostal" des Dorfes ein und trinke auf meine Reise erstmal ein Bier. Das Hostal besteht eigentlich aus einem einzigen muffigen Raum, in dem noch die halbe Familie drin schlaeft. Aber auf Zelt auf- und wieder abbauen habe ich dann doch keine Lust. Dieser Ort hat sogar Internet. Ich surfe am Abend noch ein bisschen, doch ist die Verbindung nicht gerade die schnellste.

6. Tag

Ich habe noch genuegen Energie und auf den Bus bis um zwei Uhr zu warten habe ich auch nicht wirklich Lust. Also, laufe ich weiter. Zunaechst geht es wieder bergauf an bluehenden Kakteen. Nach einer guten Stunde habe ich dann den Kamm erreicht, schaue nochmal auf Chachas und steige ab in das Tal der Vulkane. In diesem Tal sind ca. 80 Vulkane, von denen jeder maximal 200m hoch ist und jeder nur einmal ausgebrochen ist. Das Tal ist riesig und ich bekomme davon nur 6 Vulkane zu Gesicht.


Unten im Tal angekommen merke ich, dass es nicht wirklich weiter geht. Ich komme nicht ueber den Fluss. Die Bruecke ist zerstoert und es ist nicht mehr moeglich diese zu ueberqueren. Das Flussbett selber ist sehr steinig und die Stroemung zu stark, als dass ich mit dem schweren Rucksack durch den Fluss will. Ein alternativer Weg entpuppt sich letztendlich auch als Sackgasse. Also bleibt mir nichts anderes uebrig, als wieder aufzusteigen. In meinem Reisefuehrer entdecke ich noch eine weitere Moeglichkeit um nach Andagua zu kommen. Wuerde ich wieder zurueck nach Chachas laufen, wuerde ich abermals den Bus verpassen. Also entschliesse ich mich, den alternativen Weg zu nehmen. Nach einigen weiteren Sackgassen, habe ich dann doch endlich den richtigen Weg gefunden und erreiche am Abend die Terrassen von Andagua. Ich eile ueber die Felder um noch vor Einbruch der Dunkelheit die Landstrasse nach Andagua zu erreichen und bin dann weitere Stunden spaeter endlich in Andagua angelangt.



Am naechsten Tag dann ging es am Abend endlich wieder zurueck nach Arequipa.

Morgen habe ich fuer die naechsten zwei Tage ne Tour auf den Misti gebucht und danach werde ich ueber Puno nach Copacabana, Bolivien fahren. Dort werde ich nen bisschen auf der Isla de Sol wandern und danach gehts nach La Paz.

1 comment:

Jochen said...

Lieber Lutz,
da hast Du ja bei Tag und Nacht wieder eine Menge erlebt.
So bekommt man ja wieder Reisesehnsucht.
Lass es Dir weiterhin gut gehen.
Daddy